In Indien und in Brasilien verläuft die Corona-Pandemie dramatisch. In beiden Ländern sind die Staatsoberhäupter Faschisten und Corona-Leugner.

In Brasilien hat der faschistische Staatspräsident Jair Bolsonaro erst am 24. März 2021 einen landesweiten Koordinationsrat gebildet, der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie planen soll. Noch wenige Tage zuvor beschimpfte er die Gouverneure und Bürgermeister Brasiliens, die aufgrund der außer Kontrolle geratenden Pandemie zu Lockdowns übergingen. Als es in Brasilien bereits 260.000 Todesopfer gab, forderte Bolsonaro, die Bevölkerung solle endlich mit dem Jammern aufhören. Er habe, so eine Anfang des Jahres veröffentlichte Studie, eine “institutionelle Strategie zur Verbreitung des Corona-Virus” verfolgt. Dorthin führt die menschenverachtende Politik der “Durchseuchung”, die in Deutschland große Teile der sogenannten Querdenker wollen. 2,7 Prozent der Weltbevölkerung leben in Brasilien. Laut Ärzteblatt verzeichnet das Land rund ein Viertel aller Coronatoten weltweit. Massive Umweltzerstörung kommt dazu, Millionen Hungernde. Arbeiterkämpfe und Proteste breiten sich aus. Das Land befindet sich in einer gesamtgesellschaftlichen Krise.

Aggressive Mutante

3.000 Menschen sterben täglich im Zusammenhang mit dem Coronavirus, 70.000 stecken sich jeden Tag neu an. Im März waren die Intensivstationen in Brasilien zu mehr als der Hälfte mit Corona-Patienten belegt, die jünger als 40 Jahre waren. Die Zahl der Todesopfer in diesem Alter ist stark gestiegen. Die Virus-Mutante P.1, die vermutlich im November 2020 in der Amazonas-Region entstanden ist, ist inzwischen im ganzen Land dominant. In São Paulo ist sie bereits für mehr als 90 Prozent aller Ansteckungen verantwortlich. „Wo die Mutante hingelangt, bewirkt sie einen raschen und starken Anstieg der Fälle“, sagt Roberto Kraenkel, Professor und Spezialist für Biomathematik an der Universität des Bundesstaats São Paulo. Das Risiko einer regionalen Ausbreitung in Lateinamerika ist groß. So gefährdet Bolsonaro auch die Bevölkerung in Venezuela und Kolumbien. Besonders tückisch ist, dass sich auch Menschen mit der Mutante anstecken können, die eine Infektion mit dem “normalen” Corona-Virus überstanden haben. Positiv ist, dass die beiden in Brasilien eingesetzten Impfstoffe- Coronavac aus China und der Impfstoff von Astra-Zeneca – offenbar auch gegen die Mutante P.1 wirksam sind. Rund 16 Prozent der Bevölkerung haben inzwischen eine erste Impfdosis erhalten. In der Stadt Serrana wurden in einem speziellen Projekt 97,9 Prozent der 45.000 Einwohner zwei Mal geeimpft. Alle ab 18 Jahren konnten sich impfen lassen – außer Schwangeren und chronisch Kranken. Seit dem 29. März waren in der Intensivstation im örtlichen Krankenhaus keine Intubationen mehr notwendig.

Superreiche profitieren

Bolonaros Politik der kompletten Ignoranz folgte der Leitlinie, dass die kapitalistische Produktion ungestört weiterlaufen muss, koste dies noch so viele Menschenleben. Inzwischen fordern 1500 Wirtschaftsvertreter in einem offenen Brief, dass die Regierung etwas unternimmt: Maskentragen, Verringerung der Kontakte, Testen, Impfen. Von einem wirksamen Lockdown allerdings ist weiterhin nicht die Rede.

Während 19 Millionen Menschen in Brasilien hungern, ist die Zahl der Milliardäre von 45 auf 65 gestiegen, wobei die Summe ihres Vermögens allein in den ersten fünf Monaten der Pandemie um 71% zugenommen hat. Zusammen besitzen sie etwa 1,2 Billionen R$ (213 Milliarden US$). Drei der fünf größten Vermögen sind mit Anheuser-Busch InBev (AB-Inbev) verbunden, einem multinationalen Getränkehersteller, der 2004 durch die Fusion der belgischen Firma Interbrew mit der brasilianischen Ambev entstand, einem brasilianischen Übermonopol. Nach Angaben der Nationalen Agentur für Komplementärmedizin (ANS) hatten die Betreiber des medizinisch-klinischen Segments in Brasilien in den ersten drei Quartalen 2020 einen kumulierten Nettogewinn von 15 Mrd. R$. 66 % mehr als im gleichen Zeitraum 2019.

Arbeiterstreiks und Proteste

Am Weltgesundheitstag, dem 7. April, fanden in über einem dutzend Städten in Brasilien viele kleinere Streiks und Aktionen pandemiegerecht statt. Die CUT-Gewerkschaft, die „Brasilianische Front des Volkes“ und einige örtliche Initiativen, darunter aus dem Gesundheitswesen, forderten 600 R$ Nothilfe für jeden bedürftigen Brasilianer, kostenlose Impfung für alle, Lockdown mit Lohnfortzahlung. Bolsonaro will pro Familie 600 R$ zahlen und die Zahlungen noch strecken. Die Protestierenden eint auch die lauter werdende politische Forderung: „Bolsonaro RAUS“! Besonders die Kollegen im Gesundheitswesen fordern neben Lockdown und Massenimpfungen höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und Neueinstellungen. Von Gewerkschaften im Gesundheitswesen wird ein harter Lockdown für drei Wochen gefordert. Auch die Landlosenbewegung MST beteiligte sich. In Sao Paulo streikten Arbeiterinnen gegen die geplante Vernichtung ihrer Arbeitsplätze in einem Elektronikkonzern.

Die Lehrergewerkschaft Apeoesp in Sao Paulo streikte schon zum 50. Mal seit Pandemiebeginn für Schließung der Schulen, Impfung der Lehrer, bessere Bezahlung und Hygiene in den Schulen. Entschlossene Proteste gibt es auch gegen Privatisierungs- und Verkaufspläne bei Petrobras, der Bundespost. Trucker und Fernfahrer protestieren zum Teil mit Blockaden gegen hohe Steuern und Benzinpreise. Die Umweltbewegung MAB, in der sich Betroffene von Überschwemmungen, Wassermangel; Staudämmen und damit verbundenen Umweltverbrechen wie in Brumadinho & Mariana zusammengeschlossen haben, sammelt Lebensmittel für Menschen, deren Dorf nach einem Dammbruch eines Gold-Bergwerks in Maranhão unbewohnbar geworden ist.

Unter Arbeitern und Jugendlichen gab es brasilienweit Kurse und Webinare zu 150 Jahre PARISER KOMMUNE! Die sozialistische Perspektive gewinnt an Anziehungskraft.

Furchtbare Entwicklung der Corona-Pandemie – “Bolsonaro-Raus”-Rufe werden lauter

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